Zum Fahrplanwechsel 9./10. Juni 2001
Auswirkungen für die Bahnkunden der Ortenau

  • Wegfall von fünf IR-Zugpaaren , IRE haben ihre besondern Tücken
  • ungünstige Gleisbelegung am Umsteigeknoten Offenburg
  • Probleme der Nahverkehrsanbindung
  • "taktloser" Fahrplan
  • Änderungen während der Fpl-Periode
  • tarifliche Änderungen durch IR-Wegfall / Übergangsbereich / Baden-W.-Ticket
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    Im Herbst des vergangenen Jahres löste er Prostestveranstaltung aus und ab Sonntag werden die Fahrgäste die Folgen zu tragen haben - der Beschluss der Deutschen Bahn auf schrittweise Einstellung des Interregio-Angebots. Für die Bahnkunden aus dem Ortenaukreis ergeben sich deutliche Nachteile durch die Streichung von fünf IR-Zugpaaren.

    Oft sind sie nur auf den zweiten Blick im Fahrplan zu erkennen. So mag es auf Kurzstrecken eher unerheblich sein, ob statt des blauen IR nun ein roter IRE (InterRegioExpress) am Bahnsteig hält und die Abfahrtszeit von Offenburg in Richtung Hornberg um zwei Minuten später liegt. Katastrophal wirkt sich dagegen aus, dass die für den Ersatz von Interregios eingesetzten Nahverkehrszüge zwischen Offenburg und Karlsruhe gleichzeitig die Funktion des bisherigen Stadtexpress übernehmen. Nicht nur die regelmäßigen Abfahrts- und Ankunftszeiten im Stundentakt werden durcheinander gebracht, sondern der eigentliche Sinn des IRE als Ersatz für Interregios auf der Linie Konstanz - Hamburg im Abschnitt zwischen dem Bodensee und Karlsruhe wird nicht erfüllt: Der Interregio Richtung Hamburg ist in Karlsruhe schon drei Minuten abgefahren, wenn der IRE dort eintrifft. Für die angenehme Art im Interregio über mittlerer Entfernungen, zum Beispiel von Offenburg nach Weinheim, zu reisen, stellt der IRE mit seinen verpassten Anschlüssen, übrigens auch in Gegenrichtung, keine Alternative dar. Auch die Stadtexpress-Züge kommen am 9. Juni ein letztes Mal durchgehend aus Saarbrücken bis nach Offenburg. Im neuen Fahrplan wird dieses Angebot in Karlsruhe "gebrochen", leider auch in diesem Fall mit unguten Fehlanschlüssen. Die Folgen dieser Entwicklung sind klar. Auch Reisende auf mittleren Entfernungen werden teure Fernverkehrszüge (IC und ICE) benutzen und dabei auch noch häufiger umsteigen müssen.

    Unangenehme Folgen hat die Einführung des IRE auch auf typische Züge von Berufspendlern und Schülern. So wird, wie schon seit vielen Jahren, um 7.44 Uhr ein stark frequentierter Regionalzug aus Basel in Offenburg eintreffen. Bisher fuhr er nach zwei Minuten Aufenthalt weiter in Richtung Karlsruhe (bis 1999 sogar nach Stuttgart). Ab 10. Juni werden die Fahrgäste allerdings kurz vor der Einfahrt in den Offenburger Bahnhof eine ungewohnte Ansage hören: "In wenigen Minuten erreichen wir Offenburg, bitte alles aussteigen, der Zug endet dort." Nach der Einfahrt an Gleis 2 gilt es dann durch die Unterführung zum Gleis 6 zu hetzen, um dort einen Sitzplatz im IRE von Konstanz nach Karlsruhe, Abfahrt um 7.48 Uhr, zu erkämpfen. Dieser umständliche Umsteigevorgang, er betrifft allein bei diesem Zug weit über 100 treue Bahnkunden an jedem Werktag, ist leider kein Einzelfall, sondern in stark zunehmendem Maß die Regel am Umsteigeknoten Offenburg. Es ist außerdem sehr fraglich, ob der neue IRE 18000 mit seinen 408 Sitzplätzen in der 2. Wagenklasse dem Ansturm an Reisenden überhaupt gewachsen sein wird, schließlich übernimmt er ja die Reisenden aus einem bisher schon sehr gut ausgelasteten Regionalexpress zusätzlich zu den Fahrgästen, die aus dem Schwarzwald kommend bis zum Fahrplanwechsel den IR benutzt hatten. Eher halbherzig erscheint daher die Umsetzung der Zusage, die Landesverkehrsminister Ulrich Müller, der "nach schwierigen Verhandlungen" im Januar verkünden ließ: "Die Bahn fährt die bisherigen Interregio-Verbindungen ohne Bestellung und Bezahlung durch das Land weiter."

    So kann es nicht überraschen, dass die Fremdenverkehrsverbände und Gemeinden im Einzugsbereich der Schwarzwaldbahn auf eine schnelle Ausschreibung der IR-Ersatzleistungen drängen. Und Startlöcher für die Lancierung schlüssiger Angebote werden auch schon gegraben. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Nordschweizer Mittel-Thurgau-Bahn gemeinsam mit der SBB ein Angebot über einen Stundentakt zwischen Konstanz und Offenburg bei der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg einreichen wird. Die DB Regio wird inzwischen von den Anliegern nicht mehr besonders "geliebt", denn die im Schwarzwald auf der wunderschönen Mittelgebirgsstrecke eingesetzten Fahrzeuge haben ihre Abschreibungslaufzeit weit überschritten. Wo neues Material (mit Fenstern, die man öffnen kann) Fahrgäste binden könnte, werden statt dessen Türen an Wagen ohne Schließeinrichtung einfach zugeschweißt und gelb bezettelt ("Nicht benutzbar"). Gar mancher Fahrgast ist schon über das Ziel hinaus gefahren.

    Immer wieder kritisiert wird die Nahverkehrsanbindung an den Fernverkehr in Offenburg. Seit der Eröffnung der ICE-Linie Hamburg-Zürich ist es für die Betreiber des Nahverkehrs auf Schiene und Straße tatsächlich sehr schwierig geworden, einen sinnvollen Fahrplan für alle Bedürfnisse der Reisenden zu erstellen. In den "geraden" Stunden liegen die Abfahrtszeiten der Fernzüge zwischen Minute 03 und 33, in den "ungeraden" Stunden zwischen Minute 26 und 58. Das dünn besiedelte Einzugsgebiet lässt eine Nahverkehrsanbindung mit wenigen Ausnahmen nur im Stundentakt zu. Aber zu welcher Zeit? Geschimpft wird wegen der schlechten Anbindung gründlich - auf die Verantwortlichen im Nahverkehr! Die Bahnkunden sehen verständlicherweise "ihre" Zugverbindung und wundern sich über die langen Wartezeiten. Im neuen Fahrplan werden einige Korrekturen bisheriger Fehlanschlüsse vorgenommen. So nimmt die Ortenau-S-Bahn, deren Abfahrtszeit ins Kinzigtal mit der Ankunftszeit des Intercity aus Basel zusammen fiel, ab 11. Juni den Anschluss auf und fährt fünf Minuten später. Wie in diesem Fall versuchen die Betreiber gemeinsam mit der Nahverkehrsgellschaft Baden-Württemberg, das Land ist schließlich Besteller der Nahverkehrsleistungen auf der Schiene, die Fahrpläne bedarfsgerecht zu reparieren und ihre beschränkt zur Verfügung stehenden Mittel so gut wie möglich zu verwenden.

    Zusätzliche Schwierigkeiten ergeben sich durch immer aufgeschobene "kleine" Fahrplanwechsel. In diesem Jahr soll zum 10. September der Haltepunkt Offenburg-Kreisschulzentrum mit nahezu 40 Ankünften/Abfahrten pro Tag in Betrieb genommen werden (ursprünglich geplant war der 5. November 2000). Für den 1. Dezember steht die Änderung des Verkehrs zwischen Offenburg und Strasbourg in Aussicht - dieser Termin schiebt sich ebenfalls schon durch mehrere Fahrplanperioden. Das Ergebnis all dieser Einflüsse ist ein "taktloser" Fahrplan. Die Abfahrtszeiten des neuen Fahrplans kann sich der Fahrgast viel schwerer zu merken, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war. In seinem Vorwort zu den Regionalfahrplänen schreibt Verkehrsminister Ulrich Müller: "Die Züge fahren weitgehend im Stundentakt, denn der Integrale Taktfahrplan ist auf 90% der Strecken umgesetzt". Einen wesentlichen Anteil an den restlichen zehn Prozent erbringt der Fahrplan in der Ortenau.

    Die Busanbindung am ZOB in Offenburg geschieht nach einem festen Takt. Aus den genannten Gründen ist dies zwar eine gute Merkhilfe, aber für die Anschlussreisenden, zum Beispiel aus Richtung Freiburg, sehr ärgerlich - Ankunft in Minute 19, Busabfahrt in Minute 20 - den ganzen Tag über...

    Mit dem TGO-Fahrschein können ab 10. Juni alle (verbleibenden) Interregios ohne Aufpreis benutzt werden, bisher galt dies nur zwischen Offenburg und Hornberg. Für Reisende mit Fahrscheinen des Ortenauer und Freiburger Verbunds ergeben sich damit neu die Möglichkeit der Benutzung der beiden Interregios "Höllental" zwischen Achern und Seebrugg. Der Tarifverbund Ortenau bietet den Übergangsreisenden in die Nachbarverbünde neue Tarife für den "Überlappungsbereich" an. So kann jetzt auch mit der Punktekarte die Kreisgrenze im Norden überfahren werden, es muss lediglich für jede Zone im Randbereich des KVV (Karlsruher Verkehrsverbund) ein weiterer Punkt vor Fahrtbeginn entwertet werden.

    Für Benutzer des Baden-Württemberg-Tickets entfällt die störende "Sperrstunde" zwischen 16 und 18 Uhr. Damit können alle Nahverkehrszüge und viele Busse von Montag bis Freitag 9 Uhr bis um 3 Uhr am Folgetag für 40 Mark benutzt werden, und das mit bis zu fünf Personen. Für einem Aufpreis von 25 Mark ist auch der Interregio mit im Angebot.

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