Zentraler Omnibusbahnhof Offenburg
- eine Zwischenbilanz im Winter

Nachbesserungsbedarf: Fahrgastinformation noch nicht optimal.

Blick vom Bahnsteig zum Busbahnhof, 01.12.2000

Blick vom Bahnsteig an Gleis 1 zum Zentralen Omnibusbahnhof Offenburg. Der Morgen des 1. Dezembers 2000 ist nebelig. Um 7 Uhr 30 reicht der Blick nicht weit. Bei näherer Betrachtung reicht er an den Fahrplanaushängen im ZOB noch nicht einmal durch das Glas...

ZOB im Test: "Kinderkrankheiten" sind noch nicht auskuriert

(01.12.2000) Fortschrittlich gibt sich Offenburg mit dem zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Das 6,8 Millionen Mark teure Projekt, das am 28. Mai seiner Bestimmung übergeben wurde, machte Schluss mit den teilweise in Seitenstraßen gelegenen Bushaltestellen am Bahnhof und fasste diese zu einem zentralen Umsteigeknoten zusammen. Doch ist am ZOB alles Gold was glänzt? Nein. Der Rundumservice hat noch seine Tücken und Lücken.

Bereits die Ehrengäste bei der Eröffnungsfeier mussten feststellen, dass es bei schlechtem Wetter an den beiden langen Bussteigen durchaus ungemütlich werden kann: Der vom Himmel prasselnde Regen dämpfte damals die Stimmung und führte zu nachdenklichen Kommentaren über den geringen Wetterschutz an den Haltestellen. Ein halbes Jahr später festigt sich beim Fahrgast der Eindruck, dass die Anlage nicht nur über die Köpfe der Betroffenen hinweg geplant worden ist, sondern auch der notwendige Nachbesserungsbedarf nicht anerkannt wird.

Fahrplan falsch aufgeängt, Schrift zu klein Und die dunkle Jahreszeit lässt zusätzliche Mängel erkennen, die im Sommer noch verborgen geblieben waren. So sind die ausgehängten Fahrpläne nach Einbruch der Dunkelheit zum großen Teil nicht mehr lesbar. Die Montage der Strahler in einigen Wartehäuschen - diese Bezeichnung werden bei Wind und Wetter wartende Fahrgäste als maßlose Übertreibung empfinden - zeugt nicht von großem Einfühlungsvermögen der Planer: Ihr Lichtstrahl blendet zwar die Lesewilligen, erhellt aber nicht die viel zu klein geratene Schrift auf den Fahrplan-Aushängen.

Und wo fährt welcher Bus ab? Die beiden LCD-Großanzeigen sind wirklich eine hervorragende Orientierungsmöglichkeit - falls man sich im Liniennetz schon auskennt. Dem Fremden, der die Bezeichnung der Endhaltestellen einer Linie nicht kennt, nützen sie wenig. Und verlassen kann sich der Betrachter auch fünf Monate nach der Inbetriebnahme nicht auf die Anzeige. Zu oft funktioniert die Abmeldung der Busse nicht, sie stehen dann oft noch eine Stunde lang auf der Tafel, obwohl sie längst den Busbahnhof verlassen haben.

Übersichtspläne über die Lage der einzelnen Linienhaltestellen und einen Liniennetzplan für die Stadt und den Ortenaukreis gibt es in gestalteten Vitrinen. Leider außerhalb der Überdachungen, den Unbilden des Wetters schutzlos ausgeliefert. Und so verschleiern abends Regentropfen die Sicht auf die wichtigen Aushänge, nachts sind sie unbeleuchtet und morgens braucht die tiefstehende Sonne, wenn sie denn scheint, Stunden, um das beschlagene Glas wieder durchsichtig zu machen.

Milchglaseffekt durch beschlagene Scheiben
Milchglaseffekt durch beschlagene Scheiben: weder Linienplan noch Tarifaushang sind lesbar

Auch die Aktualität des Inhalts der Vitrinen lässt etwas zu wünschen übrig. Neun Wochen nach den Ortenauer Nahverkehrstagen nehmen die Ankündigungsplakate dieser Veranstaltung weiterhin wertvollen Platz weg, den der immer noch vermisste Stadtplan von Offenburg mit eingetragenen Buslinien und Haltestellen einnehmen könnte. Auch der Gesamtfahrplan für die Bündellinie durch die Innenstadt fehlt weiterhin. Wie viele Stationen soll denn der Fahrgast anlaufen, bis er den nächsten Bus zum Rathaus oder zur Haltestelle Burda mit kriminalistischem Spürsinn ermittelt hat?

Nach den hohen Investitionen für den Bau der Anlage bedarf es jetzt der Ergänzung im Detail und der Nachbesserung. Vorbilder für die Ausgestaltung fahrgastfreundlicher Busbahnhöfe gibt es durchaus. Ein positives Beispiel einer gelungenen Fahrgast-Information findet auch, wer in Offenburg vom Zug auf den Bus umsteigt. In der Südunterführung zeigen vier Schaukästen nebeneinander, was der Reisende sucht: Eine detaillierte Stadtkarte (leider ohne Buslinien), einen Übersichtslinienplan aller Schlüsselbusse, einen Lageplan der Haltestellen, die Fahrpläne des Stadtverkehrs und die des Umlandbusverkehrs - überdacht und gut beleuchtet.

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